Züchterreise zur World Brown Swiss Conference in Madison/USA
Insgesamt 42 Teilnehmer aus Bayern, Baden-Württemberg sowie aus Österreich machten sich am 27. September 2022 zu einer von der ARGE Deutsches Braunvieh organisierten Züchterreise nach Nordamerika auf, um die World Brown Swiss Conference und die World Dairy Expo in Madison zu besuchen. Daneben standen auch Betriebsbesichtigungen auf dem Programm und einige touristische Highlights. Mit dabei waren Vorsitzende und Vertreter verschiedener Zuchtverbände und Besamungsstationen, die die deutsche und österreichische Braunviehzucht beim Weltkongress vertraten.
Zunächst ging es von Toronto/Kanada zur Glaubensgemeinschaft der Mennoniten in Kitchener/Ontario und anschließend zu den Niagarafällen. In Detroit wurde das bekannte Ford-Museum besucht. Einen besonderen Eindruck hinterließen die in Kanada und USA spontan auf dem Weg besichtigten drei Milchviehbetriebe, die von knapp 300 bis 7000 Kühe hatten (Holsteins). Hier überzeugte das in Nordamerika inzwischen weit verbreitete straffe Zucht-Management der Herde mit Typisierung aller weiblichen Kälber und routinemäßiger Besamung mit gesextem Sperma sowie Belegung der nicht für die Erzeugung der nächsten Kuhgeneration benötigten Tiere mit Angusbullen. „Beef on Dairy“ nennt sich das und ist die andere Art der Doppelnutzung.
Teils im Rahmen des Weltkongresses wurden die Brown Swiss Zuchtbetriebe Nor-Bert-Farm in Bremen/Indiana von Jeremy Dankert, die Triangle Acres Farm in Freeport/Illinois (Zuchtstätte von Payoff), die bekannte Voegeli-Farm in Monticello/Wisconsin (einer der ältesten Brown-Swiss-Zuchtbetriebe in den USA) sowie schließlich in einer eigenen Tagestour die Hilltop Acres Farm in Calmar/Iowa der Familie Mashek besucht. Mit rund 450 Brown Swiss Kühen (12 700 kg Herdenleistung) und insgesamt 900 Tieren ist dieser auf Leistung und Genetik ausgerichtete, züchterisch sehr aktive Betrieb sicherlich einer der interessantesten in Nordamerika.
Größer geht immer: 7000 Kälberiglus bei Fair Oaks (©Bi)
Beim Weltkongress wurde Deutschland durch die Referenten Dr. Reiner Emmerling von der LfL Grub, der das deutsch-österreichische Genomic-System und insbesondere das neue Single-Step-Zuchtwertschätzverfahren vorstellte, sowie Josef Müller aus Oberostendorf als Vortragender in der Praktikerrunde vetreten. Weitere Themen befassten sich neben der Genomik mit der Intensivierung der Zuchtprogramme durch stärkere Nutzung weiblicher Jungtiere und Biotechnologien sowie neuen Gesundheitsmerkmalen und genetischen Besonderheiten. Interessante Einblicke erhielten die Teilnehmer auch in landwirtschaftliche Produktionssysteme und die Brown Swiss Zucht in anderen Ländern, insbesondere in Lateinamerika.
World Dairy Expo
Bei der World Dairy Expo standen Brown Swiss Tiere mit dem Schauwettbewerb der Jungrinder und den Kühen auf dem Programm. In für uns ungewohnt großen Klassen wurden extrem scharfe Brown Swiss Kühe mit guter Euterqualität ausgestellt. Wissen muss man aber, dass in Madison die Schaukühe sehr intensiv mit allen möglichen Manipulationen auf das Preisrichten vorbereitet werden. Den Grand Champion-Titel holte sich die vorjährige Siegerkuh Cutting Edge Thunder Faye. Bei der Eliteversteigerung, dem „World Premier Sale“ gingen einige genomisch hochkarätige Jungrinder zu Preisen bis 28 000 US-$ an das Zuchtunternehmen STgenetics.
Beeindruckende Kulisse mit guten, aber sehr extremen Kühen bei der World Dairy Expo 2022 (©Bi)
Nach 10 sehr intensiven Tagen kehrte die Reisegruppe von Chicago nach einer Stadtbesichtigung schließlich mit vielen imposanten und sicher noch langanhaltenden Eindrücken nach München zurück.
Die Reisteilnehmer vor der Skyline von Chicago (©Bi)
Autor: Dr. Franz Birkenmaier, LD, Sachgebiet L 2.3T Nutztierhaltung, AELF Kempten, Zuchtleiter ProRind
Fotos: Dr. Franz Birkenmaier
